Inhaberinnen und Inhaber

 
Felix Jud (1899-1985), Inhaber von 1923-1985
Erna Kracht (1898-1995), Inhaberin von 1923-1932
Wilfried Weber (1940-2016), Inhaber von 1972-2016 
Marina Krauth (1957), Inhaberin von 1993-2022
Robert Eberhardt (1987), Inhaber seit 2020
 
 
Chronikalischer Abriss der Firmengeschichte

16.11.1923: Nach einer Tätigkeit als Buchhändler in der Frommanschen Buchhandlung in Jena und einer kurzzeitigen Anstellung in einer Hamburger Buchhandlung eröffnet Felix Jud mit seiner Kollegin Erna Kracht seinen eigenen Buchhandel unter dem Namen „Hamburger Bücherstube“ in den Colonnaden 104 in Hamburg-Neustadt. Er benennt den Laden bewusst nicht nach sich, da der aufkommende Antisemitismus schon damals vernommen werden konnte.
 
Während der NS-Zeit weigert sich Felix Jud seinen Nachnamen zu ändern, obwohl dieser die jüdische Religionszugehörigkeit oder jüdische Vorfahren annehmen lässt. Außerdem verkauft er Bücher, welche von den Nationalsozialisten verboten wurden. So wird der Buchhandel zum Treffpunkt vieler Regimgegner und kritischer Geister. 
 
20.4.1935 dekoriert Felix Jud aus Protest gegenüber der Anordnung, das Schaufenster zum Geburtstag des Führers zu schmücken, dieses mit einem Bild Hitlers, woneben 18 Exemplare eines Reiseberichtes des jüdischen Autors Richard Katz mit dem Titel „Heitere Tage mit braunen Menschen“ stehen. 
 
1938: Felix Jud heiratet Elisabeth Thode. Drei Kinder folgen 1939, 1941 und 1943.
 
18.12.1943: Felix Jud wird, durch all seinen leisen, aber doch wahrgenommenen, spitzfindigen Widerstand verhaftet und in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel gebracht. Inge Meysel ist Zeugin der Festnahme. Sein Geschäft in den Colonnaden wird von den Nationalsozialisten ausgebombt.
 
6.6.1944: Felix Jud wird in das KZ Neuengamme verlegt und dort inhaftiert. Man sagt, er genoss durch sein solidarisches Verhalten einen „guten Ruf“ unter den Gefangenen. 
 
19.4.1945: Die Hauptverhandlung gegen ihn findet vor dem Volksgerichtshof Hamburg statt. Er wird zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, nachdem er mit Albert Suhr, Hannelore Willbrandt, Ursula de Boor und Wilhelm Stold, für seine Verbindung zur Weißen Rose Hamburg angeklagt wurde.
 
8.5.1945: Felix Jud wird durch die Alliierten befreit. Nach dem Krieg ist Jud Mitglied des Kulturrats zur Entnazifizierung, Gründungsmitglied des FDP-Landesverbandes, Mitglied im Verwaltungsrat der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen sowie Mitbegründer des Norddeutschen Verleger- und Buchhändlerverbandes. Außerdem nimmt Felix Jud einen provisorischen Buchhandel auf, verdient allerdings sehr wenig. 
 
Juni 1948: Jud tritt in eine Interessenvertretung der ehemaligen deutschen Inhaftierten des KZ Neuengamme ein. 
 
6.10.1948: Die „Hamburger Bücherstube“, genannt „Habü“, wird am Neuen Wall 39 wiedereröffnet. Mit geliehenem Geld baut Felix Jud diese in einer Bauruine auf. Das Geld dafür erlangt er teilweise von einem Freund, der ihm dies spontan, auf offener Straße und bar gab. Es handelt sich um 20.000 Mark. 
 
1955 werden die Räume des Geschäftes verkauft und die Bücherstube zieht notdürftig in Juds Privatwohnung in der Oderfelder Straße 13. 
 
1955, zwei Monate später, duldet der Vermieter dies nicht mehr und Juds Freund Axel Springer bietet ihm an, vorübergehend in die Geschäftsstelle des Hamburger Abendblatts am Gänsemarkt zu ziehen. Dort bleibt der Buchhandel für sechs Monate. Zum Einzug bestellt Axel Springer Bücher für 10.000 Mark. Jud wird Präsident des Hamburger Kulturrats und Vorstandsmitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und von dort in den Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels berufen. 
 
1956 zieht die Buchhandlung in die Mellin Passage nahe der Alsterarkaden, wo sie bis heute zu finden ist. 
 
11/1965: Im November soll ein internationales Mahnmal des ehemaligen KZs Neuengamme eingeweiht werden, die Redner werden jedoch nicht akzeptiert, da ihnen vorgeworfen wird, dass sie kommunistisch unterwandert seien. Felix Jud akzeptiert dies nicht, setzt sich darüber hinweg und hält eine Rede im Audimax zur Eröffnung des Mahnmals. 
 
1972 wird Wilfried Weber (seit 1962 Mitarbeiter) Geschäftspartner von Felix Jud. 
 
1975 tritt Marina Krauth ein Praktikum in der „Hamburger Bücherstube“ an. 
 
1973 Jud erhält für seinen Widerstand in der Nazi-Zeit und seine Verdienste für das Buch und das kulturelle Leben in Deutschland das Bundesverdienstkreuz. 
 
27.8.1985: Felix Jud stirbt mit 86 Jahren im israelitischen Krankenhaus. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Schade, morgen hat Goethe Geburtstag, da wäre ich gerne gestorben.“ Auch die Mitarbeiter in seiner Buchhandlung ruft er an diesem Tag nochmals an. Auf die Frage, wie man seine Beerdigung organisieren solle, antwortete er: „Na groß, schließlich ist es meine letzte Reklame.“
 
31.12.1989: In der „Vegetarische Gaststätte“ in den Alsterarkaden 11 bricht ein Feuer aus, welches sich auf die Buchhandlung überträgt. Wilfried Weber muss morgens dabei zugucken, wie sein Geschäft in den Totalschaden hinein brennt. Einzelteile werden aus dem Brand gerettet, aber generell ist es eine Katastrophe. Allerdings erregt der Brand Aufsehen und viele Menschen versuchen zu helfen. 
 
3/1990: Das Geschäft zieht in die Schauenburger Straße 69. Der Buchumsatz geht an diesem Standort um 50 Prozent zurück.
 
1993: Marina Krauth wird Mitinhaberin von Felix Jud. Das Geschäft zieht außerdem an seinen Standort am Neuen Wall 13 zurück. Hier leistet Horst Janssen Unterstützung, indem er bekannte Menschen zur finanziellen Unterstützung animierte. Dazu zählen zum Beispiel Willy Brandt, Marion Gräfin Dönhoff, Umberto Eco, Günter Grass, Helmut Schmidt und Karl Lagerfeld. Mit Wilfried Weber zusammen beginnt Marina Krauth den Kunsthandel und das Antiquariat weiter zu etablieren. 
 
2005 wird die „Hamburger Bücherstube“ in „Felix Jud – Buchhandlung, Antiquariat, Kunsthandel“ umbenannt. Karl Lagerfeld lobt: „Cher ami, Ihre Buchhandlung ist ja alles, nur keine Stube“.
 
2008 erscheint der Text (mit Zeichnungen Klaus Fußmanns) „Der Geist der Mirabelle Geschichten aus Bollerup“ von Siegfried Lenz im Felix-Jud-Verlag. Dieser soll von Lenz signiert werden, da er aber in Dänemark ist, fährt Wilfried Weber mit Annegret Schult, einer Mitarbeiterin des Geschäfts, kurzerhand dorthin. 
 
2009: Die Buchhandlungskooperation 5plus wird gegründet. Sie besteht aus fünf Buchhandlungen des deutschsprachigen Raums (mittlerweile sieben). Zweimal im Jahr wird hier ein Kundenmagazin verlegt, außerdem jährlich unter dem Titel „Edition 5plus“ bibliophile Erstveröffentlichungen. 
 
2014 kommt es zu einer ungewöhnlichen Kooperation zwischen der Hamburger Kunsthalle und Karl Lagerfeld, welche Wilfried Weber organisiert. Unter dem Namen „Feuerbachs Musen- Lagerfelds Models“ werden ein Gemälde von Anselm Feuerbach und schwarz-weiß Fotografien von Karl Lagerfeld präsentiert. 
 
2014: Die Kooperation 5plus erhält für ihre literarischen Aktivitäten den Julius-Campe Preis. In den Jahren wurden in der 5plus-Edition u.a. Texte von Louis Begley und Michael Köhlmeier verlegt.
 
2014: Erste Teilnahme an der Affordable Art Fair Hamburg 
                                  
22.8.2016 Wilfried Weber verstirbt plötzlich.
 
2017: Einrichtung des Galerieraums in der oberen Etage
 
2018: Erste Teilnahme an der Art Karlsruhe
 
2019 erhält Felix Jud zum zweiten Mal den Deutschen Buchhandelspreis. 
 
2020 Robert Eberhardt wird Mitinhaber von Felix Jud. In der Corona-Krise wird das Digitale aufgebaut: neue Homepage, Youtube-Kanal, Social Media. 
 
2021 erhält Felix Jud zum dritten Mal den Deutschen Buchhandlungspreis, dieses Mal als „besonders herausragende Buchhandlung“ mit 15.000 Euro Preisgeld.
 
2022 In der Warburgstraße 8 eröffnet als Filiale der FELIX JUD BOOKSTORE. Es erscheint als Auftakt zum Firmenjubiläum ein Magazin des Hamburger Abendblattes. Robert Eberhardt übernimmt als Geschäftsführer alle Unternehmensanteile. 
 
Gratulation zum 90. Firmenjubiläum von Karl Lagerfeld
Felix Jud in Neuengamme 70er Jahre
Buchhandlungspreis 2019
Donna Leon zu Besuch, Dezember 2010
Felix Jud in den 1980er Jahren
Schaufenster im ersten Laden in den Colonnaden 92

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