Lyonel Feininger war einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts und Leiter der Graphikwerkstatt am Bauhaus. Nun ist sein Enkel Conrad Feininger nach Dessau zurückgekehrt. Wir freuen uns, dass er uns zur Eröffnung der Ausstellung in Hamburg besuchen wird. In einem Gespräch werden wir einen Einblick in die Familiengeschichte der Feiningers gewinnen.

Lyonel Feininger hat wie kein anderer Künstler die Ambivalenz aus Fern- und Heimweh so unterschiedlich dargestellt. Mal schreitet ein Mensch durch das Tor aus der Stadt hinaus, mal zieht eine Lokomotive an einer Stadt vorbei, mal durchkreuzt ein Segelboot die Meere.
Ready to depart?, so lautet der Titel eines Bildes, auf der ein geschäftiges Treiben um einen Zug herum erkennbar ist. Eisenbahnen und Schiffe begeisterten Feininger von Kind an – und er legte sich über die Jahre eine eigene Sammlung von Abbildungen der unterschiedlichen Eisenbahn- und Schiffstypen an, auf die er immer wieder zurückgriff.

Konkrete Ortsnamen betiteln seine Werke kaum, so bekommen seine dargestellten Orte Symbolcharakter und werden zugleich stellvertretend für viele Orte. Doch einmal ist in unserer Ausstellung im Titel Quimper zu lesen, der Name eines bretonischen Fischerdorfs. Dort entstanden in den Sommermonaten der 1930er Jahre gleich mehrere eindrucksvolle Szenen.

Aufbruch und Fortbewegung hat Feininger interessiert, fühlte er sich selbst zeitlebens hin- und hergerissen zwischen Dorf und Stadt. Er war wenig ortsgebunden. Feininger studierte in Hamburg, Berlin, Lüttich und Paris, lebte in Weimar sowie Dessau und emigrierte nach New York, seine Geburtsstadt.

Eine wichtige Inspiration für seine Bildsprache ist die kubistische Kunst, in der die Welt in geometrische Formen aufgefächert wird, um sie so simultan aus verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen. Seiner Fantasie konnte Feininger insbesondere in den Karikaturen freien Lauf lassen, die in einer Vielzahl unterschiedlichster Zeitschriften publiziert wurden. So ist er auch als Zeichner  humoristischer, gesellschaftskritischer und politischer Darstellungen nicht zu verkennen.