Wunderkammer
Sie landen in den Kunst- und Wunderkammern europäischer Fürsten,
Handelsmänner und Gelehrter, die in der Renaissance und im Barock überall
entstehen. Eine der wichtigsten fürstlichen Sammlungen gründete der
bayerische Herzog Albrecht V. in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in
München und ließ dafür sogar seine Residenz erweitern. Unten in der neu
errichteten Vierflügelanlage waren die Ställe, darüber entstanden Räume
für seine Schätze. 1598 verzeichnete ein Inventar 3400 Objekte, verteilt auf
60 Tische und Anrichten. Die Bandbreite reicht von historischen
Kleidungsstücken über missgebildete Kalbsköpfe bis zu Miniaturbildnissen von
Fürsten und Päpsten.
Nicht weniger als die gesamte Welt und ihre Wunder sollten diese
enzyklopädischen Sammlungen abbilden. Alles stand miteinander in Verbindung,
dachte man, die Kammern sollten diese Bezüge aufzeigen. Sie offenbarten dabei
noch viel mehr: die Machtansprüche und das abendländische Überlegenheitsdenken
ihrer Besitzer, aber auch deren Wissensdurst, gepaart mit einer fast kindlichen
Neugierde und Sammelleidenschaft.
Um die Welt besser zu begreifen, entstanden Orte zum Staunen und
Träumen, zum Forschen und Vorzeigen. Die Regale, Schauschränke und Tische
füllten sich mit gepressten Pflanzen, Hunderten von Tierpräparaten, vom
Schmetterling bis zum Stachelfisch, Muscheln, Korallen, mysteriösen Fossilien,
poförmigen Seychellennüssen, denen selbstverständlich eine aphrodisierende
Wirkung zugeschrieben wurde. Dazu gesellten sich Globen und wissenschaftliche
Instrumente, im Barock auch Vanitas-Symbole aller Art, die dem Betrachter die
eigene Vergänglichkeit vor Augen führen, Automaten für Trinkspiele, Exotica
wie chinesische Vasen, damaszenische Klingen, südamerikanische Halsketten,
ägyptische Statuen.
Die Wunschliste der Sammler kannte kaum Grenzen: Die Exponate
konnten nicht wertvoll, kurios oder selten genug sein. Unvergleichliches musste
her! Vieles von dem, was heute in Kunst- und naturhistorischen Museen
ausgestellt ist, geht auf diese frühe Sammelleidenschaft zurück.
Gewiefte Händler freuten sich über die steigende Nachfrage. Am Ende des 15.
Jahrhunderts fand Vasco da Gama den Seeweg nach Indien, in aller Welt öffneten
sich neue Handelsrouten. Hafenstädte wie Lissabon, London oder Amsterdam
entwickelten sich zu wichtigen Handelsplätzen für Exotica
Ergänzt wird die Wunderkammer durch unser Antiquariat mit wertvollen Werkausgaben, Erstausgaben, signierten Bücher, Künstlerbüchern, Autographen und anderen bibliophilen Seltenheiten.