Wunderkammer

Die Philosophische Studie über die Schwäche des menschlichen Geistes „Traité Philosophique de la Faiblesse de l’Esprit Humain“ wurde von Pierre Daniel Huet (1630-1721), einem französischen Geistlichen und Gelehrten verfasst und 1723 veröffentlicht. Diese Ausgabe ist die erste von Huet verfasste, gegen Descartes gerichtete Schrift. Der geglättete Kalbsledereinband, was derzeit sehr kostspielig war, ist aufwändig verziert mit einer Rückenvergoldung und einem Wappensupralibros. Das Besondere an diesem Exemplar ist jedoch die eigenhändige Signatur „HH Katte 1727“ von Hans Hermann von Katte (1704- 1730). Dieser stammte aus dem altmärkischen Adelsgeschlecht von Katte, war Leutnant der preußischen Armee und wurde gemeinsam mit seinem Vater vom Johanniterorden zum Ritter geschlagen. Zum Verhängnis wurde ihm dann seine Jugendfreundschaft zu Friedrich dem Großen. Zeitgenossen berichteten, dass die beiden miteinander umgingen, wie „ein Liebhaber mit seiner Geliebten“. Sie teilten auch ihre intimsten Gedanken und Vorhaben, so auch den Fluchtversuch des jugendlichen Friedrich dem Großen. Er wollte aus der strengen und gewalttätigen Erziehung seines Vaters, dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. entfliehen und nach Frankreich gehen. Nachdem sein Plan aufflog, verurteilte Friedrich Wilhelm I. von Katte aufgrund seiner Mitwisserschaft wegen Fahnenflucht. Zudem verschärfte er sein Urteil nachträglich, da ihm die offensichtliche Annäherung der beiden jungen Männer zuwider ging. Forscher vermuten, dass der preußische König von Katte als „Verführer“ seines Sohnes angesehen und sich mit dem Todesurteil an dem ihm verhassten „effeminierten“ Neigungen seines Sohnes rächen wollte. Zudem zwang er sogar seinen Sohn der Exekution durch Enthauptung zuzusehen. Demnach ist die philosophische Studie selbst eine absolute Rarität, der eine spannende und tragische Familiengeschichte, sowie ein Stück Nationalgeschichte aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches beiwohnt. Huet, Daniel Pierre. Traité philosophique de la foiblesse de l’esprit humain. 1723, Henri du Sauzet, Amsterdam, x cm. 296 S. Papier altersbedingt etwas gebräunt, sonst gutes Exemplar.“

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